Zum Nachdenken

 

 

5. Fastensonntag       P. Pius SMMM                                                                                 

 

1. Lesung: Ez. 37, 12 b-14 2. Lesung: Röm. 8, 8-11  Evangelium: Joh. 11, 1-45

 

Gottes Geist vermag die vertrockneten Gebeine mit neuem Leben zu erfüllen, kann den Hoffnungslosen neuen Lebensmut geben. Gottes Geist wirkt machtvoll, dort wo kein Mensch mehr helfen kann. Gott wirkt, er schaut nicht von fern dem Elend der Menschen zu oder bleibt abseits stehen. Nein, er greift ein. Gott gibt den Lebensgeist, macht die Gebeine lebendig mit Sehnen, Fleisch und Haut. Er schenkt erneut den Lebensatem, mit dem er schon den ersten Menschen lebendig gemacht hat. Er ist ein Gott des Lebens, der den Tod besiegt, der Leben schenkt und der den Menschen nicht im Stich lässt. (Gott greift ein. Gott wirkt.) Mit seinem Wirken dürfen wir immer rechnen. Gott ist bei seinem Volk auch in der Virus-Krise, wie er mit den Israeliten in Babylon war. Gott ist unter seinem Volk gegenwärtig, auch wenn es in dieser Zeit bei der Messe keine Gemeinde mehr gibt. Das Leben aus dem Geist ist nicht an Irdisches gebunden. Jeder Mensch auf der ganzen Erde, gleich aus welchem Volk, egal aus welchem Land, kann aus dem Geist Gottes leben, wenn er an Jesus Christus glaubt und sich vom Geist Gottes leiten lässt.

Gottes Geist macht lebendig. Er macht sein Volk lebendig, das während der Verbannung nach Babylon in Verzweiflung lebte, er wird auch die Kirche heute lebendig machen, die uns oft so vertrocknet und mutlos erscheint wie die Gebeine aus der Vision des Ezechiel. Machen wir uns nichts vor. Unser Reichtum ist nur möglich, weil es auf der anderen Seite der Erde Armut gibt, wo Menschen, die sehr wenig verdienen, um das, was wir uns kaufen wollen, möglichst billig zu produzieren. Welches Wort wäre also treffender für unsere Lebensform als das Wort Sünde? Wenn wir aus dem Geist leben, dann verlieren die Werte dieser Welt an Bedeutung. Der neue Mensch verlässt sich ganz auf Gott, verzichtet darauf, über andere zu richten und andere zu verurteilen und lebt ganz aus der Liebe, einer Liebe, die auch vor dem Feind nicht Halt macht. Tod und Leid, Krankheit, der Verlust eines lieben Menschen, auch wir Christen bleiben von sogenannten Schicksalsschlägen nicht verschont. Wie oft stellen wir selbst diese Frage. Herr, wo warst du in dem Moment, als das Unglück geschehen ist? Wir verstehen Gottes Handeln nicht. Wo warst du Herr? Warum hast du das Virus zugelassen? Warum hast du nicht eingegriffen, um das zu verhindern? Warum so viel Tod? Sind wir nicht deine Freunde, wie es auch Maria, Marta und Lazarus waren? Wo ist deine Freundschaft, Herr, wo ist deine Liebe? Zeigst du dich so als unser Freund? Leben und Tod, sie liegen oft so nahe beieinander. Menschen riskieren ihr eigenes Leben, um das Leben anderer zu retten, Jesus erkennt den tieferen Sinn hinter dem Leid, das wir oft nicht verstehen können. Nun geht es um die Frage, ob Gott wirklich die Menschen liebt, wenn es doch so viel Leid und Tod in der Welt gibt. Jesus ist selbst durch alles Leiden hindurch gegangen und hat einen qualvollen Tod erlitten. Auch wenn Gott auf den ersten Blick nicht zu helfen scheint, dürfen wir doch sicher sein, dass er mit uns durch alle Situationen unseres Lebens geht, die guten und die schlimmen. Gott ist immer nahe, er ist immer ansprechbar, er verlässt uns nicht. Versuchen wir, uns die Geduld Jesu zu eigen zu machen, die auf dem Vertrauen beruht, dass Gott immer das Gute will. Oft geben wir zu früh auf und lassen so Gott nicht den Raum, uns zu helfen. Es kann sein, dass Gott von uns erwartet, manche schweren Situationen durchzustehen. Aber auch dann dürfen wir sicher sein: er ist da und in Gottes Plan gibt es einen Weg aus Leid und Not, nicht erst im Jenseits, sondern hier und jetzt. Wir sollten uns fragen: Wonach richten wir unser Leben aus? Der Ruf "Komm heraus" dringt jeden Tag an unser Ohr, besonders in der Fastenzeit: Komm heraus aus dem Grab deiner Sünden!

Komm heraus aus dem Grab deiner Lauheit, deiner alten Gewohnheiten und Süchte! Komm heraus aus deinem Grab voll Egoismus und Bequemlichkeit!

Komm heraus aus dem Grab deines Missmutes und deiner schlechten Laune!

Komm heraus aus dem Grab deiner Traurigkeit und inneren Dunkelheit! Jesus, unser Freund, zeige uns das Leben, das du schenkst. Schenke uns Trost, wenn wir trauern und gib uns Hoffnung und die Kraft, aus dieser Hoffnung zu leben.