Aus der frühesten Geschichte des Ortes
Aus der Zeit der Glaubensspaltung
Die Gegenreformation in Hain
Die Errichtung der Pfarre
Von der Franzosenzeit zum zweiten Weltkrieg
Die letzten Jahrzehnte
Die Pfarre Hain blickt auf eine sehr bewegte Geschichte zurück. Sehr oft war der Glaube der Bevölkerung gefährdet, manche Irrwege wurden gegangen. Doch wie das Kirchengebäude sich immer wieder aus dem Schutt erhob, wie immer an ihm erneuert und restauriert wurde, so erneuerte sich immer wieder die Religiosität der Hainer Bevölkerung. Die verhältnismäßig hohe Anzahl der aus dieser Pfarre hervorgegangenen Priester stellt ein gutes Zeugnis dar. Mit der neu restaurierten Kirche darf die Pfarrgemeinde optimistisch in die Zukunft blicken. Gebet, Feier und tätige Nächstenliebe seien ihre Begleiter auf dem Weg durch unser Jahrhundert.
Aus der frühesten Geschichte des Ortes
Die geschichtlichen Anfänge der Ortschaft Hain liegen in der Römerzeit. Am 5. Juli 1014 ermöglichte Kaiser Heinrich II. durch Besitzschenkungen die Errichtung der Pfarre Herzogenburg. Diese Pfarre umfasste ein großes Seelsorgsgebiet, das sich von Radlberg bis Getzersdorf und von Ossarn bis Hain erstreckte. Die älteste urkundliche Erwähnung unseres Ortes geschieht um 1186, wo das Stift Seitenstetten ein Gut bei Hunen (=Hain) erhält. Um 1250 gehörte die Kirche von Heun zum Hochstift Passau. Wahrscheinlich wurde der erste Kapellenbau um 1350 vollendet. Die Einkünfte der Kapelle waren bald so groß, dass sie einen Priester versorgen konnten. Der Besitzer des Schlosses von Zagging hatte das Recht, diesen zu präsentieren.
Der Sohn des Herren von Zagging war zweimal als Abgeordneter auf dem Reichstag zu Augsburg, wo er mit der lutherischen Lehre bekannt wurde. Schon 1534 hielt er trotz des Verbotes des Landesfürsten einen lutherischen Prediger auf seinem Schloss. Von Zagging aus verbreitete sich der Protestantismus auf die umliegenden adeligen Schlösser.
Unter den katholischen Geistlichen verbreitete sich in dieser Zeit die protestantische Lehre immer mehr. Sie versuchten die Neuerungen in ihrer Sakramentesspendung einzuführen, vernachlässigten die Ohrenbeichte, begnügten sich mit der allgemeinen Anklage, tauften in deutscher Sprache, spendeten das Abendmahl unter beiderlei Gestalten. Hain wurde im Laufe der Zeit die Wiege des Protestantismus für die Umgebung. So wurde Hain der Pfarre Herzogenburg und dem katholischen Glauben entzogen.
Die Katholische Kirche begann sich seit dem Trienter Konzil (1545-1563) zu erneuern. Nach und nach war dieser gegenreformatorische Einfluss auch in unserer Gegend spürbar. Am 14. Februar 1622 stellte Propst Martin von Herzogenburg die Bitte um Rückgabe der Pfarre Hain. Der Stadtrichter von St. Pölten wurde am 18. März angewiesen, die Kirche Hain dem Stifte Herzogenburg zu übergeben.
Der Propst von Herzogenburg wendet seine Aufmerksamkeit auf die neu erlangte Filialkirche zu Hain. Das Gebäude der Kirche und der Schule wurden ausgebessert, eine neue Glocke gegossen und aufgerichtet, der Gottesdienst und die Seelsorge von Herzogenburg aus versehen, wie ein Visitationsbericht von 1635 berichtet.
Doch damit war der Streitpunkt noch nicht erledigt. Aus Rache über die Vertreibung des protestantischen Predigers ließ Helmreich Jörger von Zagging vor der Kirche in Hain 1636 ein Kreuz errichten und mit Fesseln und Banden und anderen Instrumenten der Kriminaljustiz behängen. Dieser Hohn empörte die katholische Bevölkerung. Der Dechant von Herzogenburg ließ den Querbalken herabnehmen. Rasch ließ ihn Jörger wieder ersetzen. Nun befahl der Dechant dem Meier des Stiftshofes zu Hain, das Kreuz abzusägen. Jörger ließ ein neues setzen und den Meier gefangen nach Zagging führen. Sonntags predigte der Dechant; ein Lärm, der immer stärker wurde, zog mehrere der Zuhörer aus der Kirche. Der fort und fort steigende Tumult zwang den Prediger die Kanzel zu verlassen. Um sich die Ursache der Störung zu erklären, eilte er zur Kirchentüre und sah den Meier an das Kreuz geschlagen. Zugleich erfuhr er, dass der Jörger'sche Pfleger mit vielen bewaffneten Protestanten in den Häusern versteckt sei und nur auf eine Gelegenheit lauere, hervorzubrechen. Der Klugheit und Besonnenheit des Dechant ist es zu verdanken, dass es zu keinem blutigen Zusammenstoß kam.
Im Jahre 1634 herrschte in Hain und in der Umgebung die Pest und raffte viele Menschen hinweg. Die Säule an der Straße nach St. Pölten, am sogenannten Pfaffenhügel, bezeichnet einen Pesthügel, worunter die an der Pest verstorbenen Personen begraben wurden.
In den 40er-Jahren des 17. Jahrhunderts fing der inzwischen katholische Jörger Johann Quintin den Zwist zwischen Schloss Zagging und Stift Herzogenburg von neuem an. Er wollte das Präsentationsrecht für die Pfarre Hain wieder ausüben, da schon immer die Besitzer der Herrschaft Zagging das Recht inne hatten, den Priester von Hain zu bestellen. Außer dem Grund, dass schon seine Vorfahren das Präsentationsrecht ausgeübt hatten, brachte er noch andere Beschwerden gegen das Stift vor: Er beschwerte sich, dass nur alle vierzehn Tage oder gar alle drei Wochen von Herzogenburg aus in Hain Gottesdienst gehalten werde, darüber ärgern sich selbst die noch anwesenden Protestanten und werden so von der Rückkehr zum katholischen Glauben abgehalten. Ebenso dadurch, dass manche Kinder ohne heilige Taufe schon gestorben, mehrere Kranke ohne die heilige Wegzehrung schon verschieden sind, weil der Markt Herzogenburg des Nachts geschlossen ist und daher der Priester nicht schnell genug zu haben sei. Der Propst von Herzogenburg reichte 1661 eine Rechtfertigung ein, die genügend befunden wurde. Jörgers Klage wurde abgelehnt und so blieb das Stift fortan unangefochten im Besitz seiner wohlerworbenen und begründeten Rechte, die Graf Jörger von nun an achtete.
Zur Zeit der 2. Türkenbelagerung 1683 in Wien wurde auch die Pfarre Hain von den türkischen Heeren heimgesucht. In Kleinhain und Großhain wurden durch die Türken viele Bewohner ermordet oder in die Sklaverei geführt. Die Pfarrmatrikel berichten, dass ein Adam Haider seine zweite Frau entlassen musste, weil seine erste Gattin nach Jahren aus türkischer Gefangenschaft zurückkehrte.
Im Zuge der Kirchenreform von Kaiser Joseph II. wurde am 1. November 1783 die Kirche zu Hain zu einer Pfarrkirche erhoben und dem Stift Herzogenburg inkorporiert. Der Pfarrhof wurde von dem Herzogenburger Maurermeister Josef List in klassizistischen Stilformen errichtet.
Die Pfarre Hain besitzt alte Pfarrbücher, beginnend mit der Mitte des 16. Jahrhunderts; das Sterbe- und Trauungsbuch beginnt mit dem Jahre 1628, das Taufbuch mit 1634. Heute werden diese Bücher im Diözesanarchiv aufbewahrt.
Von der Franzosenzeit zum 2. Weltkrieg
In den Jahren 1805 und 1809 wurde die Pfarrgemeinde Hain arg von den Franzosen mitgenommen. Viele wohlhabende Familien hatten teils in den Kirchengewölben, teils in der Jörgerischen Gruft Körner und andere Habseligkeiten verborgen. Durch einen böswilligen Menschen wurde das Versteck den Feinden verraten, und so waren diese Dinge dem Raub preisgegeben. Die silbernen Kirchengeräte wurden 1805 gerettet. 1809 wurde eine Monstranz aus Silber und eine Lampe von den Franzosen geraubt und zerschlagen. Die Franzosen legten auch im Gasthaus des Peter Kaiblinger Feuer und es brannten mehrere Häuser, darunter auch der Pfarrhof, ganz nieder, da es verboten war, das Feuer zu löschen.
Der 1822 von der Pfarrgemeinde erworbene Kreuzweg wurde 1827 in der Kirche angebracht, außerdem wurde eine vollständige Innenrenovierung durchgeführt.
In den Jahren 1848-1857 war Norbert Zach Seelsorger in Hain gewesen. Im Jahre 1848 half er in der Pfarre Hain bei der Umstellung zu einer neuen Gemeindeordnung und war einige Zeit zwar nicht nominell, aber doch praktisch der Bürgermeister dieses Ortes. Nach seiner Wahl zum Propst des Stiftes Herzogenburg musste er Hain verlassen.
Im Sommer 1890 wurde der Zwiebelturm der Pfarrkirche abgetragen, da Teile des alten Turmdaches schon herunterzustürzen drohten. Es wurde durch ein Notdach ersetzt. Die nächste Innenrenovierung der Kirche fand im Jahre 1896 statt. Dabei bekam der Turm ein neues, pyramidenförmiges Turmdach.
Im Jahre 1922 wurde der Kapellenbau aus Holz von Spratzern nach Zagging übertragen. Das Gebäude war eine ehemalige Kapelle russischer Kriegsgefangener aus dem 1. Weltkrieg in St. Pölten.
Die 30er-Jahre sind gezeichnet von innenpolitischen Schwierigkeiten, dem Anschluss Österreichs an Deutschland und dem Ausbruch des 2. Weltkrieges. Für Kriegszwecke wurden 1942 die drei größeren Glocken der Pfarrkirche abgenommen. Am 7. Juli 1944 fand um 1 Uhr nachts ein Luftkampf zwischen englischen Fliegern und österreichischen Jägern statt. Es wurden drei englische Großbomber abgeschossen. Einer in Kleinhain, einer in Zagging und einer in Greiling. In den Mittagsstunden des 26. Juli 1944 überflogen sehr schwere Verbände englischer Flugzeuge Kleinhain. Es wurden einige hundert Bomben in der nächsten Umgebung von Zagging abgeworfen. Um ca. 5 Uhr früh des 16. April 1945 kamen die Russen nach Kleinhain. Sie brachen in den Pfarrhof ein und durchsuchten das ganze Haus. Einen Tag später kamen sie von Großhain und raubten dem Pfarrer alles, was nicht niet- und nagelfest war.
Im Mai 1945 mussten der Pfarrer und seine Haushälterin den Pfarrhof verlassen, da dieser für einige Wochen von den Russen beschlagnahmt wurde. Tagtäglich fuhren und zogen die Russen durch den Ort, stahlen das ganze Obst, Schweine, Kühe und Kälber. Sie wüteten so sehr, dass ein Teil der Bevölkerung von Großhain, Zagging, Diendorf und Greiling gezwungen war, auszuwandern. Am Kirchenturm wurde von den Russen ein Beobachterposten eingerichtet.
Im April 1949 bekam Hain drei neue Kirchenglocken. 1956 wurde die Orgel einer gründlichen Reparatur unterzogen und mit einem elektrischen Antrieb versehen. In den Jahren 1966 und 67 fanden große Renovierungsarbeiten in der Kirche statt. Das Kirchendach wurde überholt
und der obere Teil der äußeren Seitenwände hergerichtet. Ferner wurden die Elektroanlagen erneuert, der Hochaltar gereinigt und ausgebessert und vieles mehr.
Am 4. und 5. Mai 1966 gab es für Hain ein wichtiges Ereignis, nämlich die Generalvisitation und die Firmung durch den Bischof von St. Pölten. Bischof Zak firmte am 5. Mai 1966 24 Kinder aus der Pfarre Hain.
Am 1. Dezember 1968 wurde die Pfarrkirche zum erstenmal elektrisch geheizt. Im Jahre 1970 wurde die Restauration der Holzteile des Hochaltares durchgeführt, ein Jahr später die Orgel überholt und erneuert.
Ende Juni 1974 wurden die 8 großen Ölgemälde — welche die vier Evangelisten und die 4 großen lateinischen Kirchenväter darstellen — nach einer gründlichen Restauration wieder in der Kirche aufgehängt. Seit 1966 waren sie auf dem Boden des Pfarrhofes aufbewahrt.
Anstelle der vor einigen Jahren abgerissenen Volksschule wurde eine neue Aufbahrungshalle errichtet. Die Finanzierung dieses Projektes übernahm die Gemeinde, und Mitglieder der Pfarrgemeinde betätigten sich beim Bau, der zu Allerheiligen feierlich eingeweiht werden konnte.
Da die Schieferplatten, die seit 1895 das Turmdach deckten, teilweise so schlecht waren, entschloss man sich, ein neues Kirchendach anzuschaffen. Im Frühjahr 1981 wurde damit begonnen. Am 17. Mai war es dann soweit, dass Propst Maximilian das 60 kg schwere Kreuz des 37 m hohen Kirchturmes weihte. Vom 13. bis 14. Juni 1981 hielt Weihbischof Alois Stöger in der Pfarre Hain Generalvisitation und Firmung. Es wurden 20 junge Menschen aus der Pfarre gefirmt.
Die Jahre 1982/83 waren geprägt von der Gesamtrenovierung der Kirche.
1988 bekam die Pfarre eine Neue Orgel. Es ist eine mechanische Schleifladenorgel mit eingebautem Spieltisch der Firma Helmut Allgäuer aus Grünbach.
(aus der Festschrift zum 200-Jahr-Jubiläum der Pfarre, von H. Mag. Andreas Kaiser)
Die Pfarre Statzendorf liegt in der Diözese St. Pölten. Sie ist nach wie vor dem Stift Herzogenburg inkorporiert, wird jedoch seit dem Herbst 2023 durch Diözesanpriester von St. Pölten betreut.
Wer mehr wissen möchte kann sich hier die Pfarrchronik der Pfarre Hain aus den Jahren 1840 — 1904 als PDF-Dokument downloaden. Es ist die Internet — Ausgabe einer leicht überarbeiteten Vorlage einer Übersetzung des Originaldokuments (1983) durch Franz Higer.
Anhang | Größe |
---|---|
Pfarrchronik Hain.pdf | 342.02 KB |