Ich sitze in der Sonntagsmesse, wie schon zweitausendfünfhundert Mal zuvor, und fühle mich wie in der Diaspora. Die Kirchenbankreihen leiden unter erschütternd schütterer Besetzung, der Gesang der Gemeinde quält sich als dünne Tonsäule in den Himmel, die altehrwürdigen Worte der Liturgie berühren mich kaum. Ich beichte: ich langweile mich. Das ist nicht immer so, aber oft.
Ich meine mich vage an eine österreichische Bischofskonferenz zu erinnern, bei der davon gesprochen wurde, dass man neue Wege finden müsse, um die Menschen wieder zu erreichen. Neue Wege, Gottes frohe Botschaft im 3. Jahrtausend zu verkünden. Ja, denke ich. Ja, bitte.
Die Diözese schreibt einen Pfarrmedienwettbewerb aus, das Schwerpunktthema lautet: Neuevangelisierung oder Mission. Ja! Bitte! Aber nicht nur neue Menschen hätte ich so gerne neben mir in der Kirchenbank, auch die, die neben mir sitzen, bräuchten so wie ich eine göttliche Heiliger-Geist-Transfusion im XXL-Format. Damit man uns unser Christsein wieder glauben kann.
Ratlos wandere ich in die Pfarrkanzlei, treffe einen Bruder mit ähnlichen Gedanken. Hannes Leitner gibt mir ein Buch, das er gerade bei einem Seminar erhalten hat. Rebuilt – Die Geschichte einer katholischen Pfarrgemeinde.
Der Untertitel: Gläubige aufrütteln. Verlorengegangene erreichen. Kirche eine Bedeutung geben. Michael White und Tom Corcoran erzählen, wie sie ihre amerikanische Gemeinde wieder zum Leben…, nein falsch, wie Gott ihre Gemeinde wieder zum Leben erweckt hat, so würden sie es ausdrücken. Ich bin mit dem Buch noch nicht durch, aber vieles ist zutreffend. Zum Beispiel bezeichnet der Pfarrer seine Schäfchen (vor der Neubelebung) durchgängig als Konsumenten. Man konsumiert eine Heilige Messe, man konsumiert eine Heilige Kommunion.
Die Gottesdienstbesucher als Konsumenten? Ob das nicht am Gedanken der Communio vorbeigeht?
Neue Wege von Gott zu erzählen, neue Wege, die Menschen wieder zu berühren, das könnten wir als Pfarrgemeinde doch gemeinsam versuchen.
Glaube 3.0 ist die Übersetzung, die das Layoutteam des Pfarrbriefes (Liesbeth Engelbrecht, Wolfgang Almstädter, Gabrielle Erd), für das sperrige Wort Neuevangelisierung geprägt hat. Sie finden Hinweise darauf wie kleine Adventlichtlein hier im Pfarrbrief verstreut. Und vielleicht auch in der Stadt?
Sollten Sie Ideen haben, sollten Sie sich als Teil Ihrer Pfarrgemeinde fühlen, sollten Sie spüren, was Ihnen an Ihrer Pfarrgemeinde fehlt, dann lassen Sie uns das wissen, machen Sie mit: pfarrbrief.langenlois@gmx.at
In diesem Sinne wünscht Ihnen das Pfarrbriefteam eine segensreiche Adventzeit und ein freudiges Weihnachtsfest!
Gabrielle Erd
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