Bei der Entfernung des Kirchturmkreuzes im Mai 2021 wurden zwei Schriftrollen entdeckt. In der Kugel unter dem Kreuz war eine sehr gut erhaltene Schrift aus dem Jahr des Kirchturm-Neubaus 1910 sowie aus dem Jahr der Kirchturmrenovierung 1960, welche jedoch nicht mehr auswertbar war, deponiert.
Schrift aus 1910
Vorderseite:
In rei huius memoriam! {In Erinnerung an diese Sache!}
Lecturis Salutem! {Gruß dem Leser!- frei übersetzt}
Lieber Leser, der du diese Schrift nach vielen Jahrzehnten in die Hand bekommst, mögest du folgendes lesen:
Im Jahre 1910 wird Turm u. Äußeres der Pfarrkirche von Mank einer gründlichen Renovierung unterzogen. –
(Das Innere der Kirche kommt im Spätsommer dieses Jahres oder erst 1911 an die Reihe!) – Die Arbeiten wurden vom
Bauherrn Pfarradministrator Sebastian Wagner, dem an Stelle des kranken Pfarrers H. Michael Wandl die ganze Leitung der Pfarre anvertraut ist, dem nähmlichst bekannten Dombaumeister Matthäus Schlager von Linz übertragen.
Am 24. Juli 1910 fand die Turmkranzweihe & -steckung statt. Die Kranzweihe hatte Se. Excellenz Weihbischof Dr. Godfried Marschall von Wien der zur Zeit auf seinem Gute im benachbarten Kirnberg weilt, übernommen. Unter strömendem Regen, Blitz u. Donner vollzog sich die schöne Feier.
Der Markt Mank zählt dzt. 87 Haus-Nro; 2 Häuser in der Nähe des Bahnhofes sind im Bau begriffen, der Markt hat etwas über 700 Einwohner, die Pfarre Mank über 2200 Seelen: -
Wie wird dieses Zahlenverhältnis sein, wenn diese Zeilen einst in Deinen Händen ruhen? –
Mank, 3. August 1910.
Leopold Röschl Kooperator
Hans Mittermayer Kupferschmied aus Ottensheim Ober Österreich
Richard Mahler Kupferschmied aus Ottensheim O. Österr.
Martin Grabner Zimmerpolier aus Schwanenstadt Ob. Öst.
Karl Kogler Maurerpolier aus Taufkirchen bei Schärding Oböst.
(Übertragung des Schreibens aus der Kurrentschrift von Kurt Mondl. Die Namen von den führenden Arbeitern sind schon in "unserer" Schreibschrift – manchmal auch gemischt! Vermutlich mit „Tintenbleistift“ geschrieben!)
Religionsgeschichtliche Rückschau
Unser Pfarrgebiet betreffende erste urkundliche
Aufzeichnungen gibt es seit zirka 1140, damals
allerdings in der mittelalterlichen Schreibweise
„Mounich“, „Moinicha“, „Moonicki“ und ähnlich.
1319 findet man Mank erstmals als Pfarrvikariat
von Hürm urkundlich genannt. Das besagt, dass
in Mank schon ein Gotteshaus mit Pfarrhof bestand,
der eigentliche Pfarrer war aber weiterhin der Pfarrer
von Hürm, der einen seiner Hilfspriester mit der
Seelsorge in der Außenstelle Mank beauftragt hatte.
Hürm wurde 1365 mit Mank eine Klosterpfarre des
Chorherrenstiftes St.Pölten. Erst im 15.Jhdt. ist die
Seelsorgestation Mank von der Mutterpfarre Hürm
abgetrennt worden, blieb aber eine zum Chorherren-
stift gehörende Klosterpfarre bis zur Aufhebung des
Stiftes im Jahre 1783. Erst seit 1784 ist Mank eine
Weltpriesterpfarre. Der jeweilige Pfarrer wurde nun
vom Bischof von St.Pölten bestellt.
Die Pfarrkirche zu Mank
Der Bau der großen dreischiffigen Hallenkirche wurde
um 1400 mit dem Chor begonnen und in der Spätgotik
vollendet. 1725 ist die Kirche durch den barocken
Westanbau noch erweitert worden.
Die Ausmaße der Kirche:
Länge: 41,5m Breite: 7- 16,5 m Höhe: 10 –12 m
Der Turm ist 43,5 m hoch.
Die Seitenschiffe haben eine Höhe von 8,2 m.
Unsere Kirche ist der Himmelfahrt Mariens geweiht,
wie der Dom zu St.Pölten. Sie dürfte schon frühzeitig
als Wallfahrtskirche für die weitere Umgebung gedient
haben. Darauf lässt auch die alte Redewendung Maria
Mank am grünen Anger schließen.
Die Turmglocken aus St.Florian, 1949
Name Ton Gewicht d
Herz Jesu D 1675 kg 139 cm
Mater admirabilis Fis 875 kg 111 cm
St.Josef A 550 kg 94 cm
St.Leopold d 345 kg 83 cm
und eine kleinere, ältere Glocke Cis
Die Kirche außen
Barocker Nordturm mit nach dem barocken Vorbild um 1909 erneuerten
eigenwilligen Zwiebelhelm und die streng gegliederte barocke Voluten-
giebelfassade mit je einer Rundbogennische links und rechts über dem
Hauptportal, mit den barocken Figuren Hl.Josef und Anna mit dem Kinde,
bestimmen die Außenerscheinung der Kirche mit und ebenso die barocke
Statue der Immakulata im Giebelfeld.
An der südlichen Langhauswand: kleine Steinfigur, vermutlich sechsbrüstige
römische Sphinx. An den ehemaligen Friedhof erinnert die reizvolle zwei-
flügelige barocke Arkadengalerie an der Südostseite der Kirche, in deren beiden
kleinen Türmen das Grab Christi und eine barocke Kreuzigungsgruppe mit einem bemerkenswerten spätgotischen Kruzifix, um 1520, und eine
Lourdesgrotte untergebracht sind (1892, Madonna von Franz Hofer, St.Pölten).
An der Nordfront der Kirche erinnern zwei eiserne Tafeln an die Gräfin Karo -
line Seldern, die 1821 neben der Kirche im alten Friedhof beerdigt wurde.
Die Grafen von Seldern besaßen 1782 – 1876 die Schlösser und Herrschaften
Strannersdorf und Kälberhart. Sie waren zugleich auch die Patronatsherren der
Pfarrkirche.
Die Kirche innen
Priesterchor: um 1400, Kreuzrippengewölbe, edelgotisch.
Langschiff: um 1500, Netzrippengewölbe.
Westempore: um 1725, Kreuzrippengewölbe.
Hochaltar: Hochbarock. In der Mitte unter einem Baldachin gotische Gnaden-
statue „Maria mit Kind“, 15.Jhdt., nur mehr der Kopf original, 1892 renoviert.
Darüber Hl.Dreifaltigkeit, um 1700. Kreuzigungsbild um 1800.
An der linken Presbyteriumswand: Kopie des St.Pöltner Votivbildes.
Gegenüber: Immakulatabild, 1.Hälfte des 19.Jhdts.
Linker Seitenaltar: spätbarock mit Ölbild Maria Verkündigung. Vergoldete
Figuren der Heiligen Florian und Leopold, dazwischen Herz-Jesu-Figur.
Rechter Seitenaltar: barock, mit Ölbild Mariä Heimsuchung und Statuen des
hl.Johannes d.Täufers und des hl.Leonhard. Links neben dem Altar spätbarocke
Figurengruppe, die Anbetung der Weisen darstellend, um 1730.
Rechts: spätbarocke Statue des hl.Johannes Nepomuk, um 1730.
Prunkvolle Kanzel, 1731, mit dem Pfingstwunderrelief an der Brüstung.
Seitenportale: spätgotisch, in Schlüssellochform.
Über dem linken Portal: Ölbild mit Darstellung des hl.Donatus,
über dem rechten: Ölbild „Trösterin der Betrübten“.
Kreuzwegbilder: um 1900, nach J.v.Führich.
Figurale Glasgemäldefenster unter der Empore: Josef Reich, 1910
Orgel: Zweimanualiges mechanisches Werk mit 19 Registern, Krems 1962,
Gregor Hradetzky.
Warum kommen seit Jahrhunderten Pilger aus St.Pölten zu uns?
1645 forderte die Pest in der Stadt St.Pölten, die damals kaum 2000 Bewohner
zählte, besonders viele Opfer. In kurzer Zeit starben mehr als 400 Personen an
dieser schrecklichen Seuche. Der Seelsorger gab damals der Bevölkerung den
Rat, doch die Muttergottes um Hilfe zu bitten und in den Wallfahrtsort Mank
zu pilgern. Also beschloss der Stadtrat, dass sich St.Pölten durch ein Gelöbnis
zu einer jährlichen Bitt – und Dankwallfahrt zur Muttergottes nach Mank ver-
pflichtet und außerdem ein Votivbild zu Ehren der Mutter von der immerwäh-
renden Hilfe gestiftet werde. Am 1.Juli 1664 wurde dieses feierlich nach Mank
gebracht. Doch als 1783 über Anordnung des Kaisers Joseph II. Votivbilder aus
den Kirchen zu entfernen waren und auch die Wallfahrten verboten wurden,
ließen die St.Pöltner Marienverehrer ihr Bild aus Mank abholen und nach
St.Pölten in die Kapelle des Bürgerspitals bringen. Erst 1813 kam wieder eine
große Schar Wallfahrer aus St.Pölten nach Mank. Veranlassung dazu war der
Befreiungskrieg gegen die Franzosen und die Erinnerung an das Pestjahr 1713.
Das alte Votivbild blieb aber in St.Pölten. Am 1.Juli 1859 wurde eine, von
August Bauer gemalte, etwas größere Nachbildung dieses Bildes den Mankern
feierlich übergeben. Es zeigt die Pestpatrone St.Sebastian, Rosalia und Rochus
und hat einen Ehrenplatz vorne links im Priesterchor.