Sonntagspredigt

Predigt
3. Fastensonntag
12. März 2023

Lesung: Exodus 17,3-7, Evangelium: Johannes 4,5-42

 

Liebe Gläubige, Schwestern und Brüder!

 

Die Menschen haben Durst, sie brauchen Wasser, und sie werden ungemütlich, wenn sie kein Wasser haben, wenn sie nicht haben, was sie zum Leben brauchen. Ähnliches gilt vom Hunger. Man spricht davon, dass Menschen hungergrantig sind.

Das hat auch Mose erfahren müssen, wie er die Israeliten aus der Wüste herausgeführt hat. Wie sie nichts zum Trinken haben, werden sie ungemütlich und murren, und Mose hat Angst, dass sie ihn steinigen. Mose flüchtet sich zu Gott, er geht ins Gebet, und Gott gibt den Israeliten Wasser, er erhält sie am Leben. Gott gibt, was die Menschen zum Leben brauchen. Das ist es, was uns dieser Text verkündet. Gott schaut auf die Menschen. Er erhält sie am Leben.

Ganz ähnliche Gedanken hören wir im Evangelium. Da gibt es viele verschiedene Gedanken, vieles, was uns nicht gleich verständlich ist, vieles, das sich erst erklärt, wenn man Ort und Zeit bedenkt.

Jesus redet mit einer Samariterin. Die Samariter waren für die Juden, auch für Jesus, eine Sekte. Fromme Juden haben keinen Kontakt zu Samaritern gehabt, schon gar nicht zu einer samaritischen Frau. Bis heute gehört es sich im strengen Judentum nicht, dass ein fremder Mann eine fremde Frau anspricht. Erst so versteht man, dass die Frau so überrascht war, wie Jesus sie anredet, wie Er sie um Wasser bittet.

Interessant ist auch, dass die Frau zur sechsten Stunde zum Wasserholen kommt. Zum Wasserholen ging man in der Früh, wenn es noch kühl ist. Die sechste Stunde ist die Mittagszeit, wo die Sonne hoch am Himmel steht und herunterbrütet. Es wird heißer Tag gewesen sein da-mals. Jesus ist erschöpft und hat Durst. Kam die Frau zur Mittagszeit, weil sie eine Außenseiterin war, eine Geächtete, eine wegen ihres Lebensstiles Verachtete? Sie lebte mit dem sechsten Mann zusammen. Möglicherweise wollte sie den verächtlichen Blicken und dem Getuschel hinter ihrem Rücken auskommen, sodass sie zu Mittag zum Brunnen ging, wo sonst niemand da war.

Und da kommt es dann zu diesem seltsamen Gespräch, wo die beiden offenbar ein wenig aneinander vorbei reden. Jesus redet von einem Wasser, das nur Er zu geben vermag, von einem Wasser, das den Durst für immer stillt, von einem Wasser, das im Trinkenden zur sprudelnden Quelle wird, deren Wasser ins ewige Leben fließt.

Die Frau versteht nicht gleich und will dieses Wasser, damit sie keinen Durst mehr bekommt und nicht mehr zum Brunnen gehen muss.

Nach und nach aber scheint sie zu begreifen, was Jesus sagen will. Er gibt uns Wasser, das den tieferen Durst der Menschen zu stillen vermag. Jesus stillt den Durst nach Leben – Er und sonst niemand. Die Frau hat immer wieder Durst bekommen, musste immer wieder zum Brunnen. Sie dürstete nach Leben und Liebe und brauchte immer wieder einen anderen Mann. Keiner ihrer Männer vermochte ihren Lebensdurst zu stillen.

Nach und nach scheint sie zu begreifen und vermutet dann, dass Jesus vielleicht der erwartete Retter ist. Im Evangelium wird berichtet: Da kehrte sie in die Stadt zurück und sagte zu den Leuten: „Kommt her, seht, da ist ein Mensch, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe: Ist Er vielleicht der Christus?“ Da gingen sie aus der Stadt heraus und kamen zu Ihm.
Durch die Begegnung mit Jesus ist die Frau eine andere geworden. Plötzlich geht sie auf die Leute zu, die sie zuvor gemieden hat, und es muss aus ihr herausgesprudelt haben, sodass die Leute hingingen, um Jesus zu sehen. Der Glaube ist in ihr zur sprudelnden Quelle geworden, der Leben schenkt, ihr und den Menschen, zu denen sie redet.

All das, liebe Gläubige, gilt auch uns. Wir stehen in der Fastenzeit und gehen auf Ostern zu. Da werden wir unser Taufversprechen erneuern. Da werden wir an das Wasser der Taufe erinnert, an Jesus, der für uns wie Wasser ist, das uns leben lässt. Da werden wir daran erinnert, dass der Glaube auch in uns sprudelnde Quelle sein will, dass auch wir mit unserem Glauben den Durst der Menschen stillen, den Durst, den die Welt nicht zu stillen vermag, den Durst nach Angenommen sein, nach Geborgensein, nach Daheimsein bei Gott und in Gott.

Genau das ist es auch, wonach Jesus dürstet. Die heilige Mutter Teresa von Kalkutta hat immer wieder vom Durst Jesu gesprochen. Er sagt ja im Evangelium: „Gib mir zu trinken!“ Und am Kreuz ruft Er: „Mich dürstet!“ Mutter Teresa sagte immer: „Jesus dürstet nicht so sehr nach Wasser. Jesus dürstet nach dem Glauben der Menschen.“

Die Frau am Jakobsbrunnen hat zum Glauben gefunden. Und durch sie viele ihrer Mitbewohner*innen.

Stillen auch wir den Durst Jesu! Glauben wir Ihm, vertrauen wir Ihm, stillen wir unseren Durst nicht in den schmutzigen Pfützen dieser Welt. Stillen wir unseren Lebenshunger, unseren Lebensdurst bei Ihm!

Wer zu Mir kommt, wird nie mehr Durst haben!“

 

 

Dechant
KR Mag. Wolfgang Reisenhofer
Pfarrer in Mank