Predigt
Erntedank, 1. Oktober 2023
Lesung: Deuteronomium 8,7-18
Evangelium: Lukas 17,11-19
ERNTEBILANZ
FAIR – TRAUEN
FAIR – TEILEN
FAIR – BINDEN
FAIR – HANDELN
= FAIR - WANDELN
Liebe Gläubige, Schwestern und Brüder!
Am Ende der Ernte wird Bilanz gezogen. Was wurde gesät? Was ist gewachsen?
Was konnten wir ernten? Wir dürfen uns heute mit unseren Bauern freuen, dass
wir in diesem Jahr wenigstens eine einigermaßen zufriedenstellende Ernte einbringen konnten.
Wir wissen, dass es schon bessere Ernten gegeben hat, sind aber dankbar, dass bei uns
größere Katastrophen ausgeblieben sind, wie sie andere Teile Österreichs getroffen haben,
gar nicht zu reden von den furchtbaren Katastrophen in vielen Ländern dieser Welt.
Die Ernte sichert nicht nur das Leben und Überleben unserer Landwirte. Die gute Ernte sichert unser aller Leben und Überleben.
Und weil wir als Christen wissen, dass die gute Ernte und unser Wohlstand nicht
selbstverständlich sind, sind wir heute zusammengekommen, um Gott zu danken für all das,
was er uns gegeben hat. Er ist es, der uns die Schöpfung anvertraut hat. Er ist es, der
wachsen lässt. Er ist es, der uns Kraft gibt zum Arbeiten.
Er, Gott, ist es, der uns immer wieder reich beschenkt. Zur Bilanz, zu dem, was
alles gewachsen ist, was wir alles ernten dürfen, gehören aber nicht nur die materiellen
Dinge. Eine gute Ernte schenkt auch das Fair-Trauen. Wir dürfen spüren, dass wir nicht
gottverlassen sind, dass Gott uns nicht im Stich lässt, dasser auf uns schaut.
Eine gute Ernte hilft zum Fair-Teilen. Eine gute Bekannte, heute schon eine ältere Frau, sagt mir immer wieder: „Ich bin so froh, dass ich noch helfen kann und nicht selbst Hilfe brauche.“
Und auch im Orient sagen die Muslime immer wieder:
„Gott sei Dank können wir helfen.“ Wir wollen Gott danken, dass er uns etwas in
die Hand gibt, das wir teilen können. Wir wollen Gott danken, dass wir helfen
können und nicht selbst Hilfe brauchen. Ich möchte danke sagen, dass Sie, liebe
Mitchristen, immer wieder zum Teilen bereit sind, dass Sie immer wieder geben und
helfen. Zur Bilanz eines Jahres gehört auch das Fair- Binden. Damit ist nicht so
sehr gemeint, etwa eine Wunde zu verbinden. Auch das kann notwendig sein. Ich
denke an das Verbinden im Sinne von: eine Verbindung schaffen. Wenn wir uns auf
Augenhöhe mit unseren Mitmenschen verbinden, dann können wir uns mit ihnen verbunden
wissen. Das schafft Solidarität, Verbundenheit, Gerechtigkeit.
Wer so lebt, kommt zum Fair-Handeln. Faires Handeln ist dann keine
Anstrengung mehr. Das ist dann einfach logische Konsequenz.
Und dann geschieht etwas mit mir. Es kommt das Fair- Wandeln. Ich bin nicht mehr
der oder die Alte. Ich bin an Leben reicher. Ich bin fair- wandelt.
Das feiern wir in jeder Eucharistiefeier, in der Danksagung. Da werden die Gaben unserer Ernte, Brot und Wein, verwandelt in den Leib und in das Blut Christi. Da will Gott auch uns
verwandeln in Menschen, die fair-trauen, die fair-teilen.
Gott will uns verwandeln in Menschen, die fair binden und fair handeln.
Danken wir Gott für die Ernte dieses Jahres. Und bitten wir ihn, dass er uns in diesem Sinne verwandeln möge, wenn wir jetzt dann gleich Eucharistie feiern.
Dechant
KR Mag. Wolfgang Reisenhofer
Pfarrer in Mank