Lesung: Eph 1, 3 – 6 Evangelium: Lk 1, 26 – 38
Liebe Marienverehrer! Schwestern und Brüder in Christus!
„Gepriesen sei Gott, der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel.“ (Eph 1,3) Mit hochtheologischen Gedanken beschenkt uns heute an diesem Marienfeiertag der Apostel Paulus. Ehrlich gesagt, mit seinen tiefgründigen Gedanken überfordert wahrscheinlich viele von uns der Völkerapostel am Hochfest Maria Empfängnis. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?
Vielleicht ist es Ihnen schon mal so ergangen: Da wird Ihnen ein schwieriger Notariatsakt oder ein komplizierter Versicherungsvertrag laut und deutlich vorgelesen, aber man versteht ihn nicht. Es werden zwar die einzelnen Worte gut gehört aber der damit gemeinte Inhalt bleibt unverständlich. Um sich keine Blöße zu geben, wird ganz brav aber trotzdem alles fein säuberlich unterschrieben. Dies geschieht in der Hoffnung, dass sich alles gut weiterentwickelt und keine unerwarteten Probleme auftauchen.
Bleiben wir bei diesem schwierigen Text, der uns heute als Lesung serviert wird. Mit einem Lobpreis auf Gott beginnt also Paulus seine Gedanken und sagt uns den Segen des Heiligen Geistes zu. Diese lebendige Wirkkraft des Himmels brauchen wir ganz dringend um seine Worte besser verstehen zu können.
Dann taucht Paulus mit uns in das tiefe Meer seiner theologischen Gedankenwelt. Er stellt fest, dass Gott dich und mich schon auserwählt hat vor der Erschaffung der Welt. (Eph 1,4)
Papst Benedikt XVI. hat zu dieser Bibelstelle einen Kommentar verfasst, der mich fasziniert. Der Altbischof von Rom notiert: Jeder Mensch ist Frucht eines Gedanken Gottes. Jeder ist gewollt. Jeder ist geliebt. Jeder wird gebraucht.
Diese hoffnungsvolle Sichtweise gibt unserem oft so schwierigen Leben einen Sinn. Wenn diese Haltung in unserem Herz Platz hat, kann sich daraus eine unbeschreibliche Kraft entwickeln. Es braucht aber zur Verwirklichung eine lebenslange Beharrlichkeit. Auf einmal verändert sich hoffentlich vieles, so wie der kleine keimende Same eines Löwenzahns eine Asphaltdecke sprengen kann.
Diese Gedanken, des bald schon 94 Jahre alten Mannes darf ich nochmals wiederholen und aus dem Blickwinkel der Frauen nun beschreiben: Jede von uns ist Frucht eines Gedanken Gottes. Jede ist gewollt. Jede ist geliebt. Jede wird gebraucht.
Im Leben eines jeden Menschen kommt diese Sichtweise mehr oder weniger zur Geltung. Am heutigen Festtag wird uns dies durch eine konkrete Person vor Augen gestellt. Durch die Liebe ihrer Eltern Anna und Joachim wird Maria das Geheimnis des Lebens geschenkt und sie wird so die sichtbare Frucht eines Gedanken Gottes. Neun Monate später – am 8. September – feiern wir das Fest Maria Geburt.
Maria ist wie du und ich vom ersten Augenblick ihrer Existenz an von Gott gewollt, geliebt und gebraucht. Ihr Ja zur Botschaft des Erzengels Gabriels ließ die Pläne Gottes Wirklichkeit werden. In der Verkündigungsszene wird dies schon im Gruß des Engels angedeutet: „Sei gegrüßt du Begnadete, der Herr ist mit dir, denn du hast bei Gott Gnade gefunden.“ (Lk 1,28 ff.) Diese Gnade wird an der Mutter des Erlösers besonders erfahrbar. So kann sie - um wieder Worte des Paulus zu verwenden – heilig und untadelig vor Gott leben. (Eph 1,4)
Das Hochfest Maria Empfängnis – Vom ersten Augenblick ihrer Existenz an ist die Gottesmutter für besondere Pläne des Himmels erwählt. Paulus möchte uns dies heute mit seinen hochtheologischen Gedanken erklären. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? Papst Benedikt übersetzt sie uns in eine leicht verständliche Sprache: Jeder Mensch ist Frucht eines Gedanken Gottes. Jeder Mensch ist von Gott gewollt, geliebt und gebraucht. Amen
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