Vitis gehörte zu den besser ausgestatteten Pfarren des Waldviertels und war auch Sitz einer Pfarrherrschaft. Der Pfarrer hatte 14 Holden und die Ortshoheit über Gadorf (heute Ortsteil von Vitis). Daneben bezog er noch Zehente in ursprünglich allen Orten der Pfarre. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn in der ersten Zeit Pfarrinhaber anzutreffen sind, die dem Waldviertler Kleinadel angehören. 1296 (erste urkundliche Erwähnung) ist "Hertwicus dictus Tuechel plebanus de Vitis" Zeuge einer Kaufurkunde, die im Pfarrhof der benachbarten Pfarre Echsenbach ausgestellt wurde.
Patron der Pfarre ist der Graf von Hardegg. Von 1427 bis 1438 übte Herzog Albrecht diese Funktion als Vormund des noch minderjährigen Grafen Michael aus. 1481 erwarb der Landesfürst als Folge von Erbverträgen endgültig die Besitzungen des Grafen von Hardegg. Maximilian I. verkaufte 1495 Hardegg an die Freiherrn von Prueschenk. Diese konnten in den folgenden Jahren ihren Anspruch auf das Patronat der Pfarre Vitis durchsetzen.
Noch 1527 errichteten Richter, Rat und die ganze Pfarrgemeinde des Marktes Vitis eine Frühmessstiftung auf vier Wochenmessen für einen Benefiziaten auf dem Frauenaltar der Pfarrkirche. Lehensherrn dieser Stiftung waren die Brüder Wolffhardt und Gotthard Streun zu Schwarzenau.
Pfarrer Zinner (ab 1544), der auch einer der ersten Dechanten des um diese Zeit neugegründeten Dekanates vor dem Böhmerwald war, war der letzte katholische Geistliche auf der Pfarre Vitis, bevor die Reformation auch hier - zwar spät, aber doch - einzog. Die letzte Überlieferung von ihm stammt aus dem Jahre 1569.
In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts kam es zu den bisher radikalsten Änderungen in der Pfarr- und Diözesanstruktur. Schon 1741 wurde Hirschbach durch die Stiftung des dortigen Herrschaftsinhabers Graf Franz Sigmund von Herberstein eine eigene Pfarre. Hirschbach, Stölzles und der zu unserer heutigen Gemeinde gehörende Ort Kleingloms schieden aus dem Pfarrverband von Weißenalbern aus und bildeten das neue Pfarrgebiet. 1758 wurde auch Kleinschönau, das nach dem Niedergang der Pfarre Sallingstadt während der Reformation zur Pfarre Großglobnitz gekommen war, nach Hirschbach eingepfarrt.
1759 kamen Jaudling von Schrems und Sparbach von Großhaselbach nach Vitis. Umgekehrt wurden Grünau und Markl nach Windigsteig eingepfarrt.
Der Höhepunkt wurde anlässlich der Reform durch Kaiser Josef II. erreicht. 1783 wurden Edelprinz und Wiederfeld zur neugegründeten Pfarrlokalie Buchbach und Guttenbrunn zur Lokalie Seyfrieds umgepfarrt. Kaltenbach kam von Echsenbach nach Vitis. Der Ort Warnungs wurde in die 1784 neu errichtete Pfarre Süßenbach, deren Kirche schon vorher eine Filialkirche von Kirchberg am Walde war, eingegliedert. Statt des Bistums Passau, zu dem unser Gebiet seit der Besiedelung gehörte, ist seit 1785 die neugegründete Diözese St. Pölten zuständig.
Die Aufhebung der Grundherrschaft 1848 bedeutete auch das Ende der kleinen Pfarrherrschaft von Vitis. Der Pfarrer musste seine 4 Lehenhäuser, 10 Hofstätten und 4 Kleinhäuser in die Unabhängigkeit entlassen. Für seine Rechte als Grundherr und Zehentinhaber bekam er zwei Grundentlastungsschuldverschreibungen (Obligationen) im Werte von insgesamt 20.540 Gulden als Entschädigung.
Nach dem Konkordat von 1855 begann das kirchliche Vereinswesen zu blühen. Dieser Zustand hielt bis zum Zweiten Weltkrieg.
Die beiden Weltkriege beeinträchtigten auch das kirchliche Leben. So fielen jeweils die Kirchenglocken (mit Ausnahme einer aus dem Jahre 1797) der Waffenproduktion zum Opfer.
Der Priestermangel bewirkte, dass seit 1973 der Posten eines Kaplans nicht mehr besetzt werden konnte. Seit 1994 musste Pfarrer Dechant Mag. Alfred Winkler neben seiner ursprünglichen Pfarre Echsenbach auch die Pfarre Vitis betreuen. Gegenüber früheren Jahren wird die Arbeitsbelastung des Pfarrers durch das mit dem 2. Vatikanischen Konzil eingeführte Laienelment etwas gemildert.
Bisher zu höchsten geistlichen Würden kam der aus Vitis stammende Hofkaplan und Spiritual am Kaiserhof in Wien, Dr. Georg Anibas (geb. 1809). Er war bereits zum Bischof der Diözese Linz ernannt worden, starb jedoch 1853 noch bevor er sein Amt antreten konnte.
Die Pfarre Vitis beherbergt derzeit 2331 Katholiken. 1991 bekannten sich 97,3% der Wohnbevölkerung der Marktgemeinde Vitis zum römisch-katholischen Glauben. Der Rest entfiel auf die anderen Glaubensrichtungen bzw. war ohne Bekenntnis.