Mit dem Auftrag: „Heilt Kranke“ hat Jesus seine Sorge für die Kranken seinen Jüngern übertragen. Die Kirche versteht dieses Wort als an sich gerichtet und bemüht sich, diesen Auftrag zu erfüllen: durch Krankenhäuser, durch Frauen- und Männerorden zur Pflege der Kranken, durch karitative Vereinigungen, durch ihren beständigen Aufruf zum persönlichen Dienst an den Kranken. Ihre tiefste Sorge ist es, kranke Menschen nicht allein zu lassen, sondern sie zu begleiten in ihren schweren Stunden und Tagen, ihnen beizustehen, dass sie wieder gesund werden können und ihre Krankheit christlich tragen lernen.
Dazu gehört vor allem der Glaube an die Liebe Gottes. Gerade der Kranke erfährt, wie sehr ihm Leben und Gesundheit eine von Gott geschenkte Gabe sind. Er lernt einsehen, dass man nicht gleichzeitig sein Leben aus Gottes Hand empfangen und doch an ihm vorbeileben kann.
Daher ist die Krankheit auch immer ein Anruf Gottes zum Umdenken und zur Bekehrung, weil sich in ihr zeigt, dass unser Heil in Gott ist und wie sehr wir ihm für alles danken müssen.
Zu diesem Umdenken kann oft Glaubens- und Gebetshilfe des Priesters und das seelsorgliche Gespräch beitragen.
Das vorzüglichste sakramentale Mittel, den Kranken in dieser Einstellung zu bestärken, ist das Heilszeichen der Krankensalbung. Sie stellt uns dem Urheber unseres Lebens und unseres Heiles gegenüber, dem liebenden Gott, der uns im Heiland Jesus Christus nahegekommen ist. Mit diesem Sakrament ist uns eine tiefere Möglichkeit geschenkt, in der besonderen Lebenslage der Krankheit auch unsererseits ein Ja zu Gott zu sagen und letztlich von ihm allein Hilfe und Heil zu erwarten.
Das Sakrament der Kranken - die Krankensalbung
Seit den Tagen der Apostel hat die Kirche die Krankensalbung immer als eine sakramentale Hilfe verstanden, die ausschließlich für den kranken Menschen in seinem leibseelischen Schwächezustand bestimmt ist. Sie gründet in der Weisung und in der Heilszusage, wie sie im Jakobusbrief ausgesprochen ist: „Ist einer von euch krank? Dann rufe er die Presbyter der Gemeinde zu sich: Sie sollen über ihn beten und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Das Gebet aus dem Glauben wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden begangen hat, werden sie ihm vergeben“.
Die Krankheit als Heilsnot
Die Krankensalbung darf nicht als Vorbote des Todes erscheinen. Vielmehr will der Herr in diesem Sakrament dem kranken Menschen als Heiland im tiefsten Sinne des Wortes so begegnen, wie er es in seinem irdischen Leben mit Vorliebe getan hat. Der Heiland ist es, der in der Person des Priesters lindernd und stärkend dem Kranken die Hände auflegen und ihm die Aufrichtung schenken will, die der Kranke in dieser bedrückenden Lebenssituation braucht. Er will ihm beistehen in den Schmerzen, in der Ungeduld und Angst, in der menschlichen und religiösen Kraftlosigkeit und in dem inneren Aufbegehren, dem Glaubensdunkel, der Verdrossenheit und dem Zweifel oder auch der Abstumpfung und Verhärtung des Herzens gegenüber Gott. All diesen Anfechtungen soll ihre heilsbedrohliche Spitze genommen werden. Christus lädt den Kranken ein zur Teilnahme an seinem Leiden für das Heil der Welt.